Das Projekt "Meaning & Context. Studies in Metasemantics" wird vom Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (SNF) unterstützt und steht unter der Leitung von Klaus Petrus.
Um was es geht
Es gibt unter Sprachphilosophen derzeit wohl niemanden mehr, der behaupten würde, dass der Gehalt von Äusserungen immer und einzig und allein durch die linguistische Bedeutung der darin vorkommenden Ausdrücke festgelegt wird. Zu sehr hat sich in den letzten Jahren die Überzeugung durchgesetzt, dass viele (vielleicht sogar alle) Ausdrücke einer natürlichen Sprache hochgradig kontextsensitiv sind. Allerdings werden aus dieser Einsicht sehr unterschiedliche Konsequenzen gezogen.
Für die Kontextualisten bedeutet dies u.a., dass der Grundbegriff einer jeden Bedeutungstheorie –der semantische Gehalt oder das mit einer Äusserung Gesagte– letztlich ein durch und durch pragmatischer Begriff ist. Entsprechend ergibt es auch keinen Sinn mehr, am traditionellen Projekt einer (formalen) Semantik natürlicher Sprachen festzuhalten.
Für viele Gegner des Kontextualismus ist diese Reaktion auf das Problem der Kontextabhängigkeit jedoch unnötig übertrieben. Zwar sei es richtig, dass der Kontext in vielen Fällen den Gehalt einer Äusserung determiniert; die entscheidende Frage aber müsse lauten, auf welche Weise er es tut. Tatsächlich sind sie der Überzeugung, dass uns eine adäquate Analyse der Rolle des Kontextes auch weiterhin erlaubt, an einem semantischen Begriff des mit einer Äusserung Gesagten festzuhalten (siehe dazu auch das Projekt Was tun mit dem Gesagten?)
In diesem Projekt geht es zum einen darum herauszufinden, ob die Gegner des Kontextualismus Recht haben. Hierzu gilt es abzuklären, welchen theoretischen Nutzen sie sich vom Kontext versprechen und inwieweit er überhaupt in der Lage ist, die ihm zugewiesene Rolle zu erfüllen.
Dabei wird sich zeigen, dass die Ansprüche an den Kontext letztlich zu hoch sind, genauer: dass ihm eine Arbeit aufgetragen wird, die er eigentlich gar nicht verrichten kann. Der Kontext ist nämlich nicht dafür geschaffen, den Gehalt einer Äusserung zu determinieren. So gesehen kann er auch gar keine semantische Rolle spielen.
Vielmehr erfüllt der Kontext eine ‚epistemische’ Funktion; sein Job ist es, uns mit Hinweisen zu versehen, die uns mitsamt unserer Kenntnis der wörtlichen Bedeutung von Ausdrücken in die Lage versetzen, den Gehalt einer Äusserung zu erschliessen.
Die zweite Aufgabe dieses Projektes besteht darin, das komplexe Zusammenspiel dieser beiden Formen von Wissen –Wissen von Bedeutung und Wissen von Kontext– zu explizieren. Hier wiederum wird sich herausstellen, dass diese Aufgabe weder der Semantik noch der Pragmatik zukommt, sondern die Angelegenheit einer besonderen Form der Interpretationstheorie ist: der Metasemantik.