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Zeit: freitags, 16.15 - 18.00 Uhr
Ort: Raum A024 (Uni-S, Schanzeneckstrasse 1 Bern)
Durchgeführt von: Sarah-Jane Conrad
Herbert Paul Grice hat sich vor allem als Sprachphilosoph hervorgetan. Seine Arbeiten zur Bedeutungs- und Kommunikationstheorie sind bahnbrechend und bis zum heutigen Tag wegweisend für eine ganze Reihe von Diskussionen in der Sprachphilosophie und in den Kommunikations- und Kognitionswissenschaften. Grice behandelt aber nicht nur sprachphilosophische Anliegen, sondern untersucht methodologische Fragen, insbesondere die, wie sich philosophieren lässt. Auch die Metaphysik, Rationalitätsdebatte und Erkenntnistheorie spielen eine wichtige Rolle bei ihm. Ziel des Proseminars ist es, die vielschichtigen Zusammenhänge in Grices Werk nachzuzeichnen. Erwartet wird eine aktive Teilnahme seitens der Studierenden, ein Kurzreferat mit einem Handout (max. 1 Seite), sowie zwei schriftliche Kurzarbeiten von maximal 2 Seiten Länge. Das Programm kann hier heruntergeladen werden. Das Arbeitsmaterial (Folien, Handouts) wird ganz unten laufend ergänzt.
Ablauf des Proseminars
Wir beginnen das Proseminar mit H.P. Grices Text "Prolegomena". In diesem erörtert er die methodologischen Ziele seines Philosophierens und zeigt auf, welche Rollen die Sprache und ihr Gebrauch dabei spielen. Grice plädiert darin für eine weitgehende Trennung von Bedeutung und Gebrauch. In "Logic and Conversation" zeigt er, wie wir mit einem geäusserten Satz mehr oder gar ganz anderes ausdrücken können, als dieser wortwörtlich bedeutet. Dieser zusätzliche Bedeutungsaspekt ist alleine auf den Gebrauch zurückzuführen und darauf, dass in der Kommunikation bestimmte, rational begründbare Prinzipien und Maximen gelten. Die Frage, wie die Bedeutung von Sätzen zu erklären ist, beantwortet Grice in seinen Texten "Meaning" und "Utterer's Meaning, Sentence-Meaning, and Word-Meaning". Weil Grice die Bedeutung von Sätzen nicht auf ihre Verwendung in der Kommunikation zurückführt, stellt sich die Frage, was ihr dann zugrunde liegt. Grices Analyse der sprachlichen Bedeutung liefert dazu erste Antworten. Diese sind in erster Linie metaphysischer Natur. Um diese Antworten besser zu verstehen, kontrastieren wir Grices Thesen mit Peter F. Strawsons Ansatz, wie er ihn in "Semantics, Logic and Ontology" skizziert. Strawson betont darin ebenfalls die metaphysische Einbettung der sprachlichen Bedeutung. Anhand von Grices "Reply to Richards - Final Section" können die wichtigsten Unterschiede zwischen Strawsons und Grices Metaphysik nachgezeichnet werden. Es lässt sich zudem eine Brücke schlagen zu Grices methodologischen Anliegen, die eingangs thematisiert wurden.
Essayfragen
1) Rekonstruiere anhand der Sätze "Die gegenwärtige Königin von England ist vierfache Mutter" und "Die gegenwärtige Königin von England existiert" mindestens einen möglichen logischen Zusammenhang, wie Grice diesen in seinem Text "Prolegomena" diskutiert.
2) Rekonstruiere anhand des Satzes "Peter hat absichtlich gelogen" Grices Begründung, weshalb Bedeutung und Gebrauch nicht uneingeschränkt gleichgesetzt werden sollen.
3) Stelle dar, wie Grice die Begriffe "Sagen", "konventionales Implikieren" und "konversationales Implikieren" an die Unterscheidung von Bedeutung und Gebrauch anbindet.
4) Petra äussert den Satz "Paul ist Paul". Beschreibe, welche Konversationsmaximen Petra mit ihrer Äusserung verletzt.
5) Zeige, weshalb die einzelnen Bedingungen der Meinensanalyse notwendig und gemeinsam hinreichend sind dafür, dass eine Sprecherin mit ihrer Äusserung etwas meinte.
6) Grices Meinensbegriff ist wesentlich sprecherbezogen. Erkläre dieses Merkmal der Analyse.
7) Wie analysiert Grice die zeitlose Bedeutung von Äusserungstypen?
8) Für Grices Analyse der Struktur spielen zwei Begriffe eine zentrale Rolle: Korrelationen und Prädikation. Zeige, welchen Beitrag sie leisten sie leisten zur Analyse der Satzbedeutung.
9) Eine Sprecherin, die einen Satz äussert, geht gewisse ontologische Verpflichtungen ein. Welche ontologische Verpflichtungen sind es und wie hängen diese mit der Bedeutung des Satzes zusammen?
10) Argumentiere dafür, dass Grice die Unterscheidung von Bedeutung und Gebrauch erfolgreich verteidigt.
11) Argumentiere dafür, dass Grice die Unterscheidung von Bedeutung und Gebrauch nicht erfolgreich verteidigt.
Arbeitsmaterial: